Beginn der (geistigen) Reise

Als ich für diesen Artikel meinen YouTube-Verlauf durchgeschaut habe, sah ich ab Juni 2020 deutlich die Verschiebung meiner Interessen von SmartHome, Home-Office-Einrichtung, ManCave hin zu Content über alternative Lebensformen wie Tiny Häuser, Offgrid leben, Auswandern und Vanlife. Diese ließen mich anfangen, an meinem bisherigen Lebensstil zu zweifeln. Dieser bestand zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich aus Erwerbsarbeit, um zu existieren und zu konsumieren.

Unser Tagesablauf war immer gleich: aufstehen, arbeiten, anschließend abschalten bei Serien oder anderen Fernsehsendungen auf dem Sofa, essen und schlafen. Sicherlich war das zu der Zeit auch dem großen C geschuldet, aber auch manifestierte sich immer mehr der Gedanke: Warum mache ich das eigentlich? Ich arbeite nur noch, um zu konsumieren, denn was anderes waren meine Sammel- und Technik-Hobbys nicht.

Sicherlich, uns ging es nicht schlecht, und wir könnten bequem so weiterleben. Aber das Ganze noch knapp 20 Jahre bis zur Rente? Das konnte ich mir beim besten Willen einfach nicht mehr vorstellen. Und wer weiß, ob wir dann überhaupt noch körperlich in der Lage sind, so eine Reise anzutreten? Oder ob man viele unserer Traumziele dann überhaupt noch so bereisen kann? Außerdem hat es mich, sicherlich auch angeschoben durch meinen YouTube-Konsum, immer mehr in die Ferne gezogen. Und mit 30 Tagen im Urlaub im Jahr kommt man halt mit einem eigenen Fahrzeug – die Reiseart, die mir am meisten zusagt – halt auch nicht weit. Außerdem brauchte zumindest ich diesen Urlaub über das Jahr verteilt, um immer mal wieder vom Job abzuschalten, zu entspannen und mich erholen zu können.

Dann stolperte ich bei @4x4passion über die erste Roomtour von einem Weltreisemobil und dann noch über eine Dokumentation, die von Overlandern handelte, welche die Seidenstraße bereisten. Mein Fernweh war nicht mehr zu bremsen, es war teilweise so stark, dass ich bei den tollen Landschaftsbildern von der Seidenstraße, Südamerika oder Nordlichtern teilweise schon das ein oder andere Tränchen verdrücken musste und ich immer mehr wusste, dass möchte ich auch alles erleben.

Eines Tages kam mir dann der Geistesblitz. Heike und ich waren durch frühere Lebensentscheidungen unsererseits und frühere Geschenke unserer Eltern doch in der Lage, auf so eine Reise zu gehen! Also schlug ich ihr ein paar Tage später, als wir aneinander gekuschelt da saßen, vor, alles zu verkaufen, uns ein Fahrzeug zu suchen und Ende 2024 in Fürth alles abzubrechen und loszufahren. Wie sie den Vorschlag fand, muss ich ja wohl nicht mehr erwähnen, denn hier sind wir nun…

Fortan schauten wir zusammen Reisevideos von OverlanderInnen und VanliferInnen, aber auch Dokumentationen über alle möglichen Gegenden dieser Welt.

Besonders die YouTube-Kanäle von @dinoadventure und @diewelterleben hatten es uns angetan. Steffi und Karsten sind damals vor dem C. mit ihrem LKW aufgebrochen, um die Panamericana zu bereisen. Und ihr Claim am Ende jedes Videos lautete: „Stop Dreaming, Start Planning!“. Das bestärkte uns noch mehr.

Rita & Hans-Peter von diewelterleben.de haben sich damals für ein Fahrzeug des Herstellers entschieden, den auch wir dann schlussendlich gewählt haben, und sind damit für ein Sabbatjahr durch Europa gereist. Ihr Mantra lautet: „Losgehen lohnt“, also einfach machen. Auch das hat uns in unserem Beschluss immer wieder bekräftigt, zuletzt als wir uns auf der Abenteuer & Allrad 2024 länger mit ihnen unterhalten haben und uns ihren Vortrag über die Sabbatjahr-Reise angehört haben. Falls ihr das hier lesen solltet, Rita und Hans-Peter, auch ihr habt einen Teil dazu beigetragen, dass wir diesen Traum verwirklichen, und wir freuen uns schon, euch irgendwann, irgendwo wiederzutreffen.

Nach vielen YouTube-Videos über verschiedenste Fahrzeuge und Hersteller entschieden wir uns letztendlich für die Firma bimobil von Liebe GmbH aus Oberpframmern. Die Firma baut seit 40 Jahren solche Fahrzeuge, und das in unseren Augen zeitlose Design des Innenraums gefiel uns beiden. Außerdem bestärkten uns die vielen Einblicke in die Produktion, die die Firma einem YouTuber gewährte. Man bekam ein gutes Gefühl dafür, dass sie wissen, was sie tun. Im Juni 2021 tätigten wir dann die Bestellung, und der anvisierte Liefertermin wäre im Frühjahr 2024 gewesen, was er letztendlich auch wurde, obwohl wir kurze Zeit nach der Bestellung noch einen Bauplatz weiter vorgeschoben bekamen. Aber durch verschiedene Verzögerungen dauerte es dann doch bis Mai 2024, bis wir Mando, so heißt unser Fahrzeug, in Oberpframmern abholen konnten.

Leider hatten wir bei unserem Fahrzeug, wie so manch anderer Daily 4×4, ebenfalls ein defektes Verteilergetriebe erwischt, sodass Mando nach der Überführung erst noch mal für 7 Wochen zu Iveco in die Werkstatt musste. Aber seitdem fährt er ohne Probleme.

Das nächste halbe Jahr war ziemlich stressig. So eine Wohnungsauflösung dauert eben, wenn man 20 Jahre drin gewohnt hat, sammelt sich so einiges an.

Aber am 20. Dezember 2024 war es dann endlich soweit, und wir sind losgegangen.

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